Wie, ihr geht jetzt nach Asien?
Werdet ihr nun zu Aussteiger?
Macht man so etwas denn nicht besser wenn man jung ist?
Es wurden uns zahlreiche Fragen gestellt, als wir verkündet haben, dass wir bald auf Reisen gehen.
„Manchmal muss man gehen um anzukommen“
Ein Satz den ich vor Jahren von meiner Heilpraktikerin zu hören bekam. Damals verstand ich noch nicht wirklich, was sie genau damit meinte. Trotzdem behielt ich diese Aussage immer im Hinterkopf. Bis zum heutigen Tag, an dem ich diesen Artikel schreibe.
Mein Mann und ich haben beschlossen alles hinter uns zu lassen und auf Reisen zu gehen. Wir wissen nicht wie lange und auch das genaue Ziel ist unbestimmt.
Aber warum fragst du dich jetzt?
In den letzten Jahren lebten wir ein sehr durchstrukturiertes Leben. Mein Mann besuchte 4 Jahre lang eine Abendschule, die sehr viel Raum in Anspruch genommen hatte. Unser Privatleben musste immer genau auf Job und Schule abgestimmt sein. Trotzdem haben wir es irgendwie dieser Zeit geschafft, den Wohnort zu wechseln, zu heiraten und Eltern zu werden.
Das alles war wunderschön aber zugleich unfassbar anstrengend.
Wir sind in eine Stadt gezogen, in der wir weder Familie noch Freunde hatten und waren somit oft auf uns alleine gestellt. Das war okay für uns, solange wir keine Zeit hatten darüber nach zu denken.
Bis zu jenem Tag, an dem unser Sohn geboren wurde. Plötzlich fiel es uns auf, wie einsam wir wirklich waren.
Von Beginn an war ich gezwungener Maßen „Alleinerziehend in Teilzeit“, da mein Mann erst spät am Abend nachhause kam. Es gab keine Oma, die mal das Essen für uns zubereitet hat. Keine beste Freundin, die mich mal kurz in den Arm nehmen konnte. Kein Mann der genau dann, wenn es mit Baby anstrengend wurde, an meiner Seite war. Also versuchten wir unser Bestes diese Zeit mit Doppelbelastung standzuhalten.
Nur ein Jahr, dann wird alles besser! Das war unser Leitsatz. Somit lebten wir nur noch für die Zukunft und mit der großen Hoffnung, irgendwann mehr Zeit als Familie zu haben. Das war unbefriedigend, für ALLE Beteiligten.
Das Jahr verging und mein Mann machte seinen Abschluss. Wir dachten, dass wir nun endlich durchatmen könnten. Doch irgendwie blieb dieser Moment aus. Beruflich und auch finanziell ging es hingegen bergauf. Mehr Verantwortung, mehr Geld und somit auch mehr Konsum. Wir aber mussten feststellen, dass wir so nicht mehr glücklich sind. Keine Familienzeit. Keine Zweisamkeit. Keine Zeit für uns alleine…Aus diesem Hamsterrad wollten wir raus.
3 gute Gründe warum wir uns auf die Reise machen
1. Mehr Zeit zu leben
Wir wollen einfach zusammen sein und das nicht erst täglich ab 17 Uhr. Wir möchten Zeit haben, für unsere Elternschaft, unsere Beziehung und für uns Selbst. Da reichen keine 2 Monate Elternzeit aus. Zumindest nicht für uns. Wenn man mal in seinem Hamsterrad steckt, wird es schwierig etwas zu ändern. Arbeiten, Einkaufen, Kochen- jeden Tag die gleiche Prozedur. Somit ließ uns der eng getaktete Alltag kaum Raum füreinander.
Also schaffen wir nun Platz für die Familie, für neue Ideen und andere Menschen, in dem wir eine Weile ortsunabhängig leben.
2. Unsere Abenteuerlust
Sicherlich hätten wir den Job noch behalten können, um finanziell besser aufgestellt zu sein. Doch die Wohnung aus Sicherheitsgründen unter zu vermieten oder ein Sabbatjahr einzulegen, war für uns nicht mit einem ehrlichen Neustart verbunden. Wir haben entschieden, erst einmal die finanzielle Sicherheit, gegen neue Erfahrungen eintauschen.
Getreu dem Motto : „Wer groß träumt, muss Großes wagen!“
Frei zu sein. Nicht zu wissen, was uns erwartet. Dem Leben zu vertrauen und schauen was es noch zu bieten hat. Wer wagt sich denn so etwas noch?
Ein Abenteuer, wie wir das aus Kindertagen kennen, das ist es auf was wir Lust haben. Mit Urvertrauen im Gepäck, wagen wir also diesen Schritt.
3. Weil das Leben zu kurz ist
Ich weiß, das hört sich so abgedroschen an. Aber es stimmt einfach!
Leider fällt es uns immer nur dann auf, wenn wir einen lieben Menschen verlieren. Wir haben nur dieses eine Leben. Das sollte uns doch bewusst sein. Also warum müssen wir es dann immer nach einer NORM gestalten, wenn diese gar nicht mehr unserer entspricht?
Wo steht es geschrieben, dass wir ein Haus bauen sollen, ein großes Auto brauchen und unsere Kinder in Saus und Braus groß werden müssen? Und warum nehmen wir an, dass es zu spät ist, ab einem gewissen Alter seinen Traum zu leben?
Ich habe das Gefühl dass wir die wirklich großen Wünsche gerne aufschieben. Dann, wenn uns mehr Zeit, Geld oder die perfekte Gelegenheit geboten wird. Es ist uns nicht bewusst, dass der Moment niemals 100 % passen wird, um etwas für einen großen Traum zu wagen.
Wir sollten uns deshalb immer wieder klar machen, dass auch unsere Zeit begrenzt ist und wir jetzt leben um jetzt zu leben und nicht erst in ferner Zukunft.
Manchmal passt einem die Wohnung nicht mehr. Manchmal ist der Job einfach nicht mehr der Richtige und manchmal ist es nicht mal mehr das richtige Land. Man könnte dieses Gefühl aushalten, die Unzufriedenheit irgendwie aussitzen.
Doch wenn alles in einem nach Veränderung schreit und das Fernweh lauthals ruft, dann lohnt es sich genauer hinzuhören.
„Manchmal muss man gehen um anzukommen“…Ich bleibe gespannt.
Viele Grüße